Städtereisen: Prag und Kiew
In dieser Radioreise nimmt Sie Alexander Tauscher mit auf eine Tour von Prag nach Kiew. Kommen Sie mit in die Hauptstädte von Tschechien und der Ukraine. Wir reisen von West nach Ost und damit gewissermaßen auf einer Zeitreise.
Es ist eine Reise von einem Land, dass bereits mitten in Europa ist, in ein Land, dass seinen Weg nach Europa noch sucht. Daher ist diese Tour auch politisch eine Reise von Mittel nach Mittel-Osteuropa.
Starten wir in Prag. Was kann man nicht alles über diese Metropole sagen? Sie hat ein einzigartiges Stadtbild, sie bietet recht deftige Küche und vor allem hat sie hat den goldenen Charme. Prag ist eines der beliebtesten Reiseziele Europas.
Unser erster Anlaufpunkt ist sozusagen das Wahrzeichen der Stadt – der Hradschin – die Prager Burg. Seit mehr als 1.000 Jahren ist diese Burg das politische und kulturelle Zentrum von Prag und damit von Tschechien. Mit ihren drei Schlosshöfen ist sie die größte geschlossene Burg der Welt. Jana Kralovcova von Czech-Tourism begleitet uns in der Sendung durch Prag.
Viele historische Gebäude gehören zum Komplex der Burg: Zum Beispiel die Heilig Kreuz-Kapelle und die die drei Ehrenhöfe, der Veitsdom, die Nationalgalerie und der Obelisk, der an die Opfer des Ersten Weltkrieges erinnert. Einer der beliebtesten Orte ist das so genannte Goldene Gässchen.
Rund um die Burg befinden sich große Gärten und ein grandioser Blick auf die Stadt.
Die gotische Karlsbrücke ist der größte Anziehungspunkt der Stadt.
Wir steuern nun gemeinsam mit Jana das Altstädter Rathaus mit der berühmten Prager astronomischen Uhr an. Dieser Platz wird von vielen historischen Gebäuden umrahmt: Das Rathaus, die Teynkirche, die Hussitenkirche St. Niklas oder auch das Palais Kinský.
Mitten in diesem Ring steht das Denkmal für Jan Hus. Er war ein Theologe, Prediger und vor allem ein Reformator, daher auch der Name der Hussitenkirche. Im frühen 20. Jahrhundert trafen sich auf diesem Platz jüdische Intellektueller wie Franz Kafka oder Albert Einstein.
Prag war einst ein großes Zentrum auch der Jüdischen Welt. Die älteste aktive Synagoge der Welt und der alte jüdische Friedhof zeugen von dieser Zeit. Jana spricht in unserer Sendung über die Geschichten aus diesem besonderen Teil von Prag. Dabei geht es natürlich auch um Franz Kafka. Er hatte seine Werke zwar in Deutsch geschrieben, war er vor allem ein Sohn der tschechischen Hauptstadt. Franz Kafka verbrachte fast sein ganzes Leben in Prag. Am Altadtplatz arbeite er und traf hier seine Freunde.
Anfang des 20.Jahrhunderts konnte sich die Prager Kaffeehaus-Szene leicht mit der Wiens messen. Ein sehr beliebter Ort war zum Beispiel das „Café Louvre“, dass noch heute existiert. Reiseführer loben, dass diese Kultur des genussvollen Kaffeetrinkens im stilvollen Ambietene insgesamt eine Renaissance erlebt. So der Hauch der alten K&K-Zeiten wieder mehr zur Geltung.
Einen Hauch Bohème erleben die Gäste bei einem Mozart-Dinner im neo-barocken Boccacio-Saal im Herzen der Altstadt, im Grand Hotel Bohemia.
Seit Jahren geht hier dreimal die Woche immer das gleiche Ritual über die Bühne: Ein Drei-Gänge-Menü wird serviert, belgeitet von Mozart-Arien und Mozart-Duetten, vorgetragen von den besten Sängern der Prager Opernhäuser und den besten Musikerndes Prager Radio-Sinfonie-Orchesters.
Die Künstler präsentieren das Beste von Mozart in historischen Kostümen, ganz privat beim Abendessen.
Im Radioreise-Interview spricht die Organisatorin dieses Mozart-Dinners Eva Romerou über die Idee und den Erfolg dieser Veranstaltungsserie, die inzwischen ein Klassiker ist, genau wie das Menü: Erbsensuppe mit Croutons; geschmorte Rinderbacken in Rotwein und Thymian mit Sellerie-Kartoffel-Püree und hausgemachter Apfelstrudel mit Mandeln und Vanillesauce. Auch das soll an die Tradition der österreichisch-tschechischen Küche erinnern.
Wir sind in der Stadt der vielen Türme und Kirchen. Viele Kirchen, Klöster und Paläste in Tschechien wurden ja im Barockstil gebaut. Das liegt ganz klar an der Zeit der Habsburger in Böhmen und Mähren. Vor allem nach dem Sieg gegen die protestantischen Stände setzen sie die katholische Kirche durch. Damals wurde der Barock zum prägenden Stil. Es entstanden prächtige Gebäude, damals wollten die Herrscher die Untertanen so zur Gottesfurcht erziehen.
So ein Prachtstück ist das Schloss Troja am Rand von Prag. Wenzel Adalbert Graf von Sternberg ließ hier im 17. Jahrhundert eine Sommerresidenz bauen.
Heute liegt sie eingebettet im Schlossgaten, von dem sich ein Blick über den Hradschin bis zum Petrin bietet. Marie Smetanowa führt uns in der Sendung durch die Anlage und erzählt, was heute auch kulturell in diesem Schloss geboten wird.
Die Festung Hradschin als die größte geschlossene Burg der Welt ragt hoch über Prag. Eine kulinarische Hochburg ist Prag sicher nicht, aber mit Sicherheit werden Sie hier nicht verhungern. Im Zentrum, auf beiden Seiten der Moldau, reiht sich ein Restaurant an das nächste. In Tschechien isst man deftig.
Schon die Vorsuppen sind herzhaft. Beliebt sind Linsen-, Kraut- und Kartoffelsuppe. In wohl jeder Gaststätte bekommt man als Hauptgericht Braten, vor allem vom Schwein oder Rind mit viel Soße und Knödeln.
Meine Empfehlung: Svíčková na smetaně, ein Lendenbraten ein feiner Sahnesoße mit Knödeln. Das ist die traditionelle Küche.
Inzwischen gibt es in Prag, aber auch ganz Tschechien, moderne Restaurants, moderne Kreaktinen, Sterneköche und eine gehobene Gastroszene. Darüber sprach ich im Radioreise-Interview mit Pavel Maurer, der zwei kulinarische Festivals in Tschechien ins Leben gerufen hat. Wir verabschieden uns von Prag mit einem Besuch auf dem Venzelsplatz.
Auf diesem Platz siegte im Spätherbst 1989 die friedliche Revolution in Tschechien. An diese bewegenden Tage der Massenproteste auf dem Venzelsplatz, an Konzerte, das Klingeln der Schlüssel und die Aufrufe von Künstlern und Oppositionspolitikern erinnert Jana in unserer Sendung.
Das Denkmal des Heiligen Venzel ist heute der beliebteste Treffpunkt der Prager und Touristen, sagt Jana.
Die Radioreise macht sich nun auf den Weg von Tschechien in die Ukraine. Wir durchqueren die Slowakei und überqueren eine EU-Außengrenze, die uns nach Osteuropa bringt, in ein wunderschönes Land mit reizenden Menschen, in ein Land mit tiefer Geschichte, faszinierender Kultur, jedoch in ein sehr gespaltenes Land.
Sie verstehen, dass wir heute nicht den Ukraine-Konflikt besprechen wollen – die Zeit reicht dafür nicht aus. Wir reisen auch nicht dorthin, wo man ohnehin derzeit keine Urlaub machen – wir bewegen im Westen der Ukraine – und steuern auf die Hauptstadt Kiew zu. Und das tun wir mit gut gefülltem Magen – und gehen in der Ukraine gleich mal gut essen Die Köchin Lena präsentiert ihre ukrainischen Spezialitäten und die hübsche Dascha serviert uns die Speisen...
Ich konnte es auf dieser Reise kaum erwarten, bis es den von mir heiß geliebten Bortsch gab. Und die Wareniki! Das ist auch eine russische und ukrainische Spezialität. Teigtaschen, gefüllt mit Pilzen, mit Fleisch, aber auch Konfitüre oder Quark.
Auf einem Fluss-Kreuzfahrtschiff gibt Hoteldirektor Henry Seiler gemeinsam mit den russischen Köchen einen kleinen Kurs für die Gäste.
Auf dem Weg nach Kiew treffen wir die Kosaken am Dnepr. Sie stammen von den früheren Reiterverbänden in den Steppen der Ukraine und im Süden Russlands ab. Mich begrüßte gleich dieser kleine, süße Kosake.
Der Name Kosak ist kein russischer Name. Er kommt aus der Turksprache – und bedeutet so viel wie „freier Krieger“. Sie bekamen im Zarenreich ihre Freiheiten und wurden sogar in die russische Armee integriert.
Unser guide Svetlana Sokolova hat mich zu einer Kosaken-Show am Dnepr südlich von Kiew eingeladen. Die tolle Atmosphäre erleben Sie in unserem Podcast. Ich selbst musste auch auf der Showbühne eine Kosaken-Aufnahmeprüfung bestehen.
Damit reiten wir entlang entlang des Dnepr auf die ukrainische Hauptstadt Kiew zu - in eine Stadt voller Kontraste: Prachtvolle Kirchen glänzen neben den Plattenbauten aus der sozialistischen Zeit.
Auf der breiten Flaniermeile Kreschatik tobt das Leben – und nicht weit entfernt im heiligen Höhlenkloster geht es äußerst besinnlich zu, in diesem Tunnel-Labyrint bei Kerzenlicht.
Kiew ist eine der grünsten Städte in Europa – dank der vielen Parks. Sie ist zugleich eine der ältesten Städte Europas, rund 1.200 Jahre alt.
Die ukrainische Hauptstadt beeindruckt durch die vielen historischen Gebäude und Orte. Über allem in Kiew ragt die „Mutter Heimat“, eine große Statue wie es sie in allen Hauptstädten der ehemaligen Sowjet-Republiken gibt.
Meine erste Station ist die Sophien-Kathedrale – die älteste ostslawische Kathedrale, vor der ein älterer Mann auf der Zitter spielte und mit mich mit seiner sanften Stimme überwältigte. In unserem Podcast hören Sie, was ich meine...
Ich hatte Kiew bei traumhaftem Wetter erlebt: Blauer Himmel, grüne Bäume und die goldenen Kuppeln der Kirchen, die in der Sonne glänzen.
Erst Recht glänzten die Kuppeln der Kirchen vor dem weltberühmten Höhlenkloster. Es ist eines der ältesten russisch-orthodoxen Klöster, entstanden in der Kiewer Rus. Das war im Mittelalter ein Großreich – sozusagen ein Vorläuferstaat von Russland, der Ukraine und Weissrussland.
Zu Sowjetzeiten war das Kloster nur ein Museum. Erst seit 1988 mit der politischen Wende unter Gorbatschow lebten wieder Mönche im Höhlenkloster.
Die Ukraine ist ein leidgeprüftes Land, dass nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges im 20. Jahrhunderts leider auch im 21. Jahrhundert noch nicht frei von Sorgen ist. Auf den aktuellen Russland-Ukraine-Konflikt gehen wir in dieser Sendung nicht explizit ein, weil das nicht der passende Rahmen ist. Aber bei unserem Rundgang durch Kiew kommen uns viele Gedanken....ein paar davon lassen wir freien Lauf...
Seit dem Jahr 1991 ist Kiew die Hauptstadt der Ukraine. Seit dieser Zeit wurden viele unter Stalin zerstörte Bauwerke wieder errichtet – zum Beispiel das Michaels-Kloster oder die Christi Geburtskirche. Kiew hat sich westlich entwickelt – der Kretschatik mit seinen vielen Geschäften und Restaurants.
Die Ukraine holte den Sieg beim Eurovision Song Contest, holte die Fussball-Europameisterschaft.
Der Euro-Maidan-Platz steht für die Unabhängigkeit der Ukraine und dafür, dass die Ukraine in einem geeinten Europa ihren Platz finden will.
Dieser Platz wurde immer wieder zum Schauplatz der Massenproteste:
Im Jahr 2004 waren es die Proteste gegen die Fälschungen bei der Parlamentswahl und ab Dezember 2013 waren es die Proteste, die zum Sturz der Janukowitsch-Regierung führten.
Die neue Ukraine – möge sie im 21. Jahrhundert eine bessere Zukunft haben als die Vergangenheit im 20. Jahrhundert.
Auf ein Wiedersehen zwischen Prag und Kiew!